"Privat", vom 1. November 2012 bis zum 3. Februar 2013, Schirn Kunsthalle Frankfurt.
Kommentar zum Artikel in Spiegel-Online vom 02.11.2012
http://forum.spiegel.de/f22/privat-schau-frankfurt-der-letzte-striptease-74602-3.html#post11453087
Die Schirn scheint eine Art Passagenvitrine mit wertsteigernder
Wirkung für Sammler und Galerien zu sein. Selten wurde eine so wenig recherchierte, aber dafür gut in Szene gesezte Ausstellung gezeigt. Zunächst werden die üblichen
gender-spezifischen produktionsästhetischen Schienen gefahren: Während
die Künstlerinnen Klamotten -konkret, oder als Fotoserie-, den Körper in
seiner Rohheit oder in seiner Abwesenheit zeigen, stellen die Künstler
Abbilder des Körpers -möglichst mit digitalen mitteln- und bedienen sich dabei des Magnifizieren und Multiplizierens.
Fast alle Künstler haben in den USA studiert oder sind europäisch
geprägt. Es ist, als gäbe es den Rest der Welt gar nicht. Oder als ob
dessen Privatsphäre in besonderem Maße beschützt würde. Nein, ernsthaft:
Diese Ausstellung wirft weder Fragen auf, noch zeigen Künstler neue
Blickwinkel auf. Wie auch, wenn der Kulturraum so reduziert und die
Werke diesem angepasst sind.
Hängung wie bei einer Bildersuche - Breitbild Porno-Wand bei dämmernden Beamerlampen
Die technische Umsetzung lässt nach drei Wochen auch zu wünschen übrig.
Auffällig ist die mangelnde Synchronsierung der Vier-Kanal-Projektion
von Mike Bouchet. Die Lampe im rechten Beamer leuchtet heller als die
anderen drei Lampen. Wenn das der Künstler sieht! Naja, aber schließlich ist er auch ein Gast des Hauses gewesen. Und nach seiner wunderbaren Einzelausstellung 2010 ist er sicherlich milde gestimmt. Mild ist auch die Atmosphäre der ganzen
Ausstellung, die in einer sehr schwachen Beleuchtung gehalten ist, die
pastel-grünen und gelben Wände erinnern entfernt an eine
Biedermeyer-Einrichtungen. Nur die wie eingerichtete Zimmer wirkenden
Unterteilungen der "Kegelbahn" (Kunsthalle Schirn) verfehlen ihre
Wirkung nicht. Manche sind so eng, dass wirklich Intimität aufkommt. Und weil die Projektion von Mike Bouchets Video in ihrer geringen Auflösung nicht die Erwartungen erfüllt, hier nochmal ganz scharf und riesig die grahmten Fotos.
Kommentar zum Artikel in Spiegel-Online vom 02.11.2012
http://forum.spiegel.de/f22/privat-schau-frankfurt-der-letzte-striptease-74602-3.html#post11453087
Emily Evan Baden Technically inimate, 2010 |
Euro-U.S.amerikanische Einseitigkeit
Tracey Emin My Bed, 1998 Ausstellungsansicht © Schirn Kunsthalle Frankfurt
Foto: Norbert Miguletz
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Hängung wie bei einer Bildersuche - Breitbild Porno-Wand bei dämmernden Beamerlampen
Mike Bouchet Untitled |
Artists call for User-Generated Content
Es scheint, als ob keiner der Künstler sich wirklich auf eine Suche
begeben hätte. Was ist mit Datamining? Profiling? Nutzergruppen und all
den Konzepten mit denen Markt- und Meinungsforschung und Werbung
opperieren? Statt enthüllter Körper, wären User-data-leaks Enthüllungen
und aussagekräftig präsentierte online-Projekte zu erwartet gewesen. Gelohnt hat sich diese Ausstellung für die Galerien und deren Leihgaben sicherlich.
Was werden unsere Kinder sagen?
Wenn sie erfahren, dass es früher zu jeder Ausstellung so eine bunte semitransparente Plastikdose am Einlass gab, in der schöne Spiele und
Aufgaben zu den ausgestellten Werken gab. Was ist aus der
museumspädagogischen Abteilung geworden? Warum gibt es zu keiner der
beiden Ausstellungen (Caillebotte würde sich eignen) ein Angebot bei dem Kinder
selbstständig die Kunstwerke und die Strategien der Künstler begreifen
lernen dürfen?
Öffentlich sehr werbewirksam, privat eher langweilig.
Öffentlich sehr werbewirksam, privat eher langweilig.